2 Beileidsbekundungen “Martin Johannes Otto Witzel

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    Hans Werner Patzki, für den LC KS BG sagt:

    Martin Witzel,
    * 17.03.1939​+ 23.12.2023
    Der Lions Club Kassel Brüder Grimm verlor sein langjähriges Mitglied Martin Witzel.
    Der Grebensteiner Pfarrersohn machte Abitur an der Albert-Schweitzer-Schule in Hofgeismar, leistete Wehrdienst bei den Panzeraufklärern, studierte in Marburg Geschichte, Theologie, Kunstgeschichte und Philosophie, wurde Gymnasiallehrer in Hamburg und Kassel. Über 15 Jahre leitete er das Kasseler Hessenkolleg, war darüber hinaus Landesvorsitzender aller sieben Hessenkollegs.
    Bücher und Lesen waren seine Leidenschaft, ein guter Tropfen durfte nicht fehlen. Zusammen mit seiner Frau Ingrid, ebenfalls Lehrerin, reiste er viel, oft nach Rom und Griechenland, auf den Spuren Goethes nach Italien und immer wieder nach Weimar. Nach seiner Pensionierung blieb den beiden leider nicht mehr viel Zeit dafür. Martin Witzel wurde krank, die ihn umsorgende Ingrid erkrankte auch und verstarb viel zu früh. Zurückgezogen lebte er allein in seinem Haus in Fuldabrück, versank in seiner Bibliothek, hielt sich von allem zurück, seine Freunde sollten nicht den von Krankheit Gezeichneten, sondern den Gesunden und Lebensfrohen in Erinnerung behalten. Nach und nach verließen ihn Kraft und Lebenswille, am 23.12.2023 erlosch sein Lebenslicht.
    Martin Witzel war seit 1981 das kulturelle Gewissen des Lions Clubs, war Präsident und Sekretär, verantwortete über lange Jahre die Öffentlichkeitsarbeit, war Bindeglied zu Grimmgesellschaft und –museum, war deren Förderer. Der profunde Kenner deutscher Literatur bereicherte mit seinen Vorträgen zu Kunst und Kultur zahlreiche Lionsabende, darüber hinaus gestaltete er über viele Jahre den Literaturkreis der Ehefrauen seiner Lionsfreunde. Unvergessen ist ein Lionsabend zum Erlangen des Glücklichseins, zur ‘Philosophie des Glücks‘, ein Abend, an dem er den Bogen schlug von Platon, Aristoteles und Epikur über das römische Denken hin zu Luther und Kant. Martin Witzel wurde von Lions International für sein außerordentliches Engagement im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich mit dem Governors Appreciation Award geehrt. Der engagierte Lionsfreund konnte seit einigen Jahren nicht mehr am Clubleben teilhaben, er fehlte, seit Weihnachten 2023 für immer, er bleibt aber unvergessen.
    Hans Werner Patzki

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    Karsten Most sagt:

    Zum Verlust von Martin Witzel spreche ich den Angehörigen mein herzliches Beileid aus. Ich bin ein ehemaliger Schüler, besser Kollegiat, des Hessenkollegs Kassel von 1994 bis 1996, und habe unter der Leitung von Herrn Witzel als Schulleiter dort im Jahr 1996 mein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,5 als Jahrgangsbester dieser Bildungseinrichtung bestanden. Das Hessenkolleg ist ein Institut zur Erlangung der Hochschulreife für Erwachsene, die als Nachzügler ihr Abitur nachholen wollen. Ich habe Herrn Witzel als einen sehr guten, verantwortungsbewussten, fürsorglichen und verständnisvollen Schulleiter und guten Lehrer im Philosophieunterricht kennen gelernt. Aufgrund einer Hashimoto-Erkrankung mit chronischer Müdigkeit und Reizdarmbeschwerden konnte ich an einer Regelschule wegen häufer Unterrichtsversäumnisse kein Abitur machen. Nach viermaligem Rückzug aufgrund dieser Erkrankung und nach einer Umstellung auf eine streng vegane, pflanzenbasierte Ernährung konnte ich die Symptome dieser als unheilbar geltenden Erkrankung so stark abmildern, dass mir im fünften Anlauf am Hessenkolleg endlich der Durchbruch zur erfolgreichen Hochschulreifeprüfung gelang. Diesen Erfolg verdanke ich nicht nur meinem persönlichen Fleiß, meiner strengen Ernährungsdisziplin, meiner Intelligenz, meinem persönlichen Können und dem guten Unterricht am Hessenkolleg, sondern auch dem Verständnis und der Fürsorge von Herrn Witzel. Im Zusammenhang mit meinem Aufnahmeantrag am Hessenkolleg im Jahr 1994, als ich neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung als CTA (Chemisch-technischer Assistent) mit Schwerpunkt Umweltanalytik auch schon die Fachhochschulreife erlangt hatte, stellte ich bei Herrn Witzel als Schulleiter den Antrag auf längere Bearbeitungszeit bei allen Klausuren, einschließlich der schriftlichen Abiturprüfungen. Bei einem Grad der Behinderung von 50 % gilt man als schwerbehindert und hat in Hessen nach dem Fürsorgeerlass des hessischen Kultusministeriums einen Rechtsanspruch auf längere Prüfungszeiten als Nachteilsausgleich. Diese Möglichkeit bekommt aber nicht jeder behinderte Mensch, denn die Gesellschaft hat leider noch wenig Verständnis für diese Personengruppe. Herr Witzel zeigte sehr viel Verständnis für meine prekäre Lebenssituation und setzte sich bei dem damaligen Lehrerkollegium des Kollegs für mein Recht auf längere Bearbeitungszeiten bei Prüfungen ein und ich bekam dieses Recht. Ich konnte am laufenden Band gute Noten erringen, die mir aufgrund meiner intellektuellen Fähigkeiten auch zustehen. Auf der Abiturfeier im Jahr 1996 flüssterte Herr Witzel mir heimlich zu, dass ich das beste Abitur von allen Kollegiaten und Kollegiatinnen abgelegt hätte. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich richtig glücklich. Ohne die Unterstützung des Verstorbenen wäre dieser grandiose Erfolg nicht möglich gewesen. Ich werde Herrn Witzel stets in guter Erinnerung behalten. Gebe es noch mehr solche guten Menschen auf dieser Welt, dann gebe es weniger Leid, Elend, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung, die Schwerbehinderte in Bildungseinrichtungen und auf dem Arbeitsmarkt oft ertragen müssen, obwohl dies laut Grundgesetz nicht zulässig ist.

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